Toto Hofmann: Respekt ist das oberste Gebot
Toto Hofmann (Alle Fotos von Bernhard Faß) ist in der Deutschen Inlinehockey Liga eine allseits bekannte Person. Neben seiner Tätigkeit als Spieler ist er nun schon seit rund 25 Jahren als Schiedsrichter im Einsatz. Zudem ist er Mitglied des DIHL-Schiedsrichterauschusses und unterstützt den Vorstand als Spielleiter. Im Interview spricht er über Ausbildungsprogramme, den Alltag eines Referees, persönliche Highlights und vergisst nicht zu erwähnen, auf was als Schiedsrichter ankommt.
Hallo Toto,
fangen wir einmal locker an. Was hat dich dazu bewogen, nicht nur als Spieler auf dem Feld zu stehen, sondern auch als Schiedsrichter aktiv einen Spieltag mitzugestalten? Was macht für dich die Faszination Schiedsrichter aus?
Toto Hofmann: No Ref no game! Es ist spannend, ein Spiel zu leiten und es so zu managen, dass danach alle zufrieden sind und der Schiedsrichter die Partie nicht entschieden hat. Das ist mein Anspruch.
Inwiefern hilft dir deine jahrzehntelange Erfahrung als Spieler in deinem Schiedsrichter-Alltag weiter?
Es ist immer gut, wenn man das Spiel von beiden Seiten kennt. Dadurch kann man Spieleremotionen viel besser einschätzen und bewerten. Zudem legt man nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Natürlich werden Beleidigungen nicht geduldet, Respekt untereinander ist das oberste Gebot.
Wie wichtig ist die Kommunikation mit den Spielern und Trainern während einer Partie?
Kommunikation auf Augenhöhe ist das A und O. Damit können viele negative Dinge schon verhindert werden, bevor sie überhaupt erst passieren.
Wie gehst du mit hitzigen Situationen auf dem Spielfeld um? Wie kommunizierst du beispielsweise mit Spielern, die sich über Entscheidungen beschweren? Hilft dabei auch die nonverbale Kommunikation weiter?
Im Grunde wird das bei der Begrüßung schon thematisiert. Die Kapitäne wissen Bescheid, wo die Grenzen liegen. Spieler, die mir vernünftige Fragen stellen, erhalten natürlich eine Antwort. Wer brüllt, bekommt keine. Es gibt aber schon einige, die sich mit dem Regelwerk nicht besonders beschäftigen oder denen die Regeln schlichtweg nicht so wichtig sind. Somit ist es häufig Unwissenheit, die Fragen aufwirft (lacht).
Schnelle Reaktionen sind Teil des Jobs
Was war die kurioseste Ausrede, die du jemals von einem Spieler für ein Foul oder einen Regelverstoß gehört hast?
Die Regel kenne ich gar nicht, ist die neu?
Als Schiedsrichter musst du im Bruchteil von Sekunden Entscheidungen auf dem Spielfeld treffen. Ist das eine Bürde, oder eher etwas, das den Job spannend und facettenreich macht?
Schneller Sport, schnelle Reaktionen. Dem einen gelingt es aber definitiv besser als dem anderen (lacht). Im Ernst: Das ist Teil des Jobs, aber ich bin ja nicht der einzige, der wach sein muss. Goalies müssen ebenfalls blitzschnell reagieren.
Ist dir schon einmal eine Fehlentscheidung unterlaufen, die dich nach der Schlusssirene so richtig geärgert hat. Wie gehst du damit um, wenn du feststellst, dass du in einer Situation falsch entschieden hast?
Ich glaube, es wäre vermessen zu sagen, das mir so etwas noch nicht passiert ist. In solchen Fällen geht man die Spielsituation nochmal gedanklich durch und überlegt, warum es zu einer Fehlentscheidung gekommen ist. Was kann man verbessern, fragt man sich im Anschluss. Lag es am Stellungsspiel, hätte man sich mit dem Schiedsrichter-Kollegen besser austauschen müssen? Sich selbst zu hinterfragen hilft dabei stets weiter, genauso wie man es auch im richtigen Leben macht.
Highlights in Frankreich
In den letzten Jahren mussten Schiedsrichter auf den Turnier-Spieltagen stets über Stunden hinweg ihre Konzentration aufrechterhalten und zahlreiche Partien hintereinander leiten. Nun gibt es eine Modus-Änderung. Die DIHL setzt wieder auf Einzelspieltage. Kommt das den Schiris zugute und welche Vorteile entstehen daraus?
Für mich ist jedes Spiel ein Neues. Viermal fünfzehn Minuten mit gestoppter Zeit sind oft anstrengender als ein Turniertag, wo es immer Pausen zwischendurch gibt. Aber im Grunde ist es natürlich Kopfsache, wie Du in ein Spiel gehst.
Du blickst auf viele spannende Partien zurück, die du als Schiedsrichter geleitet hast. Was waren deine absoluten Highlights?
Die Highlights meiner Schiedsrichterlaufbahn waren natürlich die internationalen Einsätze. Die Qualifikation zum Champions Cup fällt mir direkt ein. Da waren beispielsweise Teams aus Frankreich, Italien und Spanien dabei. Das Niveau und das Tempo waren in diesen Spielen unfassbar.
Am Ende einer Partie reflektiert man stets seine eigene Leistung. Wann bist du persönlich mit deiner Performance zufrieden?
Wenn alle zum Shake-Hands kommen, sich bedanken und der Schiri gar nicht großartig in Erscheinung getreten ist. Durch gutes Game-Management und sicheres Auftreten gibt man den Teams Sicherheit. Ebenso müssen klare Grenzen definiert und eine Linie erkennbar sein.
Stichwort Grenzen: Bekommen Schiedsrichter deiner Meinung nach die Wertschätzung, die sie verdienen?
Umso stärker die Liga, desto höher wird auch die Wertschätzung, die den Unparteiischen entgegengebracht wird. Beispielsweise hat man in der Bundesliga weniger Diskussionen laufen, weil es dort Trainer, Betreuer usw. gibt, die hohen Wert auf Respekt legen. In den unteren Ligen wird definitiv mehr gemeckert.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Schiedsrichter auf Lager haben muss?
Selbstvertrauen ist enorm wichtig. Dazu sollte natürlich der Willen vorhanden sein, sich stetig verbessern zu wollen.
Kommen wir nun zum organisatorischen Teil. Im Jahr 2025 bietet die DIHL wieder Schiedsrichterkurse an. Wie ist ein typischer Lehrgang aufgebaut?
Ein Lehrgang ist zunächst einmal nie typisch, sondern dynamisch. Er ist als Workshop zu sehen, in dem alle voneinander lernen können und natürlich auch sollen. Der Ausschuss unterstützt mit Hilfestellungen und Leitfäden. Zudem muss ein Regeltest gemacht werden, um zu sehen, wie sattelfest die Teilnehmer sind und wo die größten Baustellen liegen. Sobald Klarheit herrscht, kann bei Bedarf optimiert oder nachgebessert werden. Auch Stellungsspiel ist ein wichtiger Punkt.
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um an einem Schiedsrichterlehrgang teilnehmen zu können? Welches Mindestalter ist gefordert?
Das Mindestalter liegt bei sechzehn Jahren. Natürlich sollte man auch Inliner laufen können. Als Schiedsrichter ist speziell das Rückwärtslaufen wichtig. Mit dem Rücken zum Spiel sieht man schließlich schlecht (lacht). Helm mit Halbvisier ist Pflicht, kein Gitter, da passt die Pfeife schlecht durch.
Strafzeiten können ein Stolperstein sein
Gibt es verschiedene Lehrgangsstufen für Anfänger und Fortgeschrittene?
Aus der Erfahrung heraus legen wir alle zusammen, da der Lerneffekt dadurch deutlich höher ist.
Wie werden angehende Schiedsrichter für den Einsatz auf dem Spielfeld vorbereitet? Gibt es ein Mentoring-Programm, bei dem erfahrene Schiedsrichter neue Kollegen unterstützen?
Es muss niemand Angst haben, dass zwei Neulinge zum Spiel anreisen. Unser erfahrener Schiedsrichter-Chef und Ansetzer Stefan Lattemann überlegt sich sehr genau, in welcher Konstellation das Gespann nominiert wird. Bei Auffälligkeiten wird sofort in den Pausen darüber gesprochen.
Welche Regeln im Inlinehockey sind am schwierigsten für den Referee zu interpretieren?
Für Neulinge ist das Thema Strafzeiten häufig ein Stolperstein. Wie laufen diese ab, welche Strafzeiten heben sich auf, um nur einige dieser Problematiken zu nennen.
Eine Frage noch, dann ist es geschafft: Welche Ratschläge würdest du einem Schiedsrichter, der am Anfang seiner Laufbahn steht, mit auf den Weg geben?
Motiviert und wissbegierig ans Werk gehen. Niemals aufhören zu lernen und Respekt zu leben.
Lieber Toto, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg für die neue Saison.
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